Menschenrechte verteidigen

DIE LINKE, Kundgebung für Sinti & Roma, Berlin, 27. 06. 2018
Rede von Petra Pau

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1. 

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beginnt mit Artikel 1:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
 
Wohl bemerkt aller Menschen, nicht nur die der Schönen und Reichen
und nicht nur die der eingebildet Deutschen und Weißen,
sondern selbstverständlich auch die Würde aller Sinti und Roma.

2. 

Dass das Grundgesetz mit dieser Mahnung beginnt, hat viel mit der deutschen Geschichte, allemal mit der mörderischen Nazizeit zu tun.
 
Auch Sinti und Roma wurden verfolgt, vergast und erschossen, nur weil sie Sinti und Roma waren.
Das sollte, das darf sich nie wiederholen.

3. 

Wer mehr über diese Geschichte erfahren will, dem empfehle ich einen Ausflug nach Marzahn.
 
Am Otto-Rosenberg-Platz gibt es eine Erinnerungsstätte, dort, wo ab 1936 „Zigeuner“ interniert, und dann in die Todeslager deportiert wurden.
 
Auch Otto-Rosenberg, er beschrieb später diese Zeit in seinem Buch „Das Brennglas“.
Ich empfehle es.

4. 

Aber weder die Gedenkstätte, noch Artikel 1 Grundgesetz sind Überbleibsel aus vergangenen Zeiten.
Sie mahnen höchst aktuell.
 
Antiziganismus, diese spezifische Form des Rassismus, grassiert weiter, hierzulande und in Europa.
Dagegen wenden wir uns, deshalb sind wir hier.

5. 

Aktueller Anlass sind Pogrome gegen Sinti und Roma in der Ukraine. Um ähnliches zu erleben, können wir auch nach Ungarn oder in die Slowakei gucken.
 
Oder nach Italien, wo der Innenminister erwägt, Sinti und Roma zu erfassen, zählen zu lassen, und wenn immer möglich, sie außer Landes zu verbringen.
 
 
Ist das alles so weit weg von der Ideologie der Nazis?
Ich finde: Nein! Auch deshalb müssen wir dagegen aufbegehren!

Noch mal zurück zu Artikel 1 Grundgesetz - dieser und weitere Grundrechte werden gern als westliche Werte gepriesen.
Sie gelten ehern und seien unangreifbar, heißt es.
 

 
Auf dem Papier mag das weitgehend stimmen.
Das wahre Leben aber sieht anders aus.

Gerade Sinti und Roma erleben das immer wieder.
 
Und wenn die westlichen Werte so bedeutend sind, warum schweigt die Bundesregierung häufig so beredt, wenn sie mit Füßen getreten werden, wie in der Ukraine?
 
Wir solidarisieren uns mit Sinti und Roma, hier und anderswo, heute und weiterhin, als Verfassungsschützer im wahren Wortsinne!
 
Aber wir sind zu wenige.
Zu wenige, wenn Kipa-Träger attackiert werden.
Zu wenige, wenn Sinti und Roma attackiert werden.
Zu wenige, wenn
 

 

 

27.6.2018
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